Exodus

2 Mose 1- 5




Erzählung eines alten Mannes


Themen:

Erzählung eines alten Mannes über das Leben unter dem neuen König

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Exodus        Vorschau

Exodus 3     Wunder und Plagen (Teil 1 - Der Auftakt)

Exodus 4     Wunder und Plagen (Teil 2 - Plagen 1-8)

Exodus 5     Wunder und Plagen (Teil 3 -Plagen 9+10) 

Exodus 6      Ein Fest

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Exodus 7    Im Land der Sklaverei

Exodus 8   Durch die Wüste(n) (Teil 1)

Exodus 9   Durch die Wüste(n) (Teil 2)

Exodus 10   Durch die Wüste(n) (Teil 3)

Exodus 11   In den Steppen Moabs (Teil 1)

Exodus 12 In den Steppen Moabs (Teil 2)

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Eigentlich geht’s mehr darum, den Gedanken „freien Lauf zu lassen“, als Hilfestellung, um zu unseren eigenen Gedanken und Gefühlen Zugang zu finden. In den Psalmen finden sich ähnliche Denkweisen wieder, die vielfach im Lob enden für die Taten unseres Vaters im Himmel.

Der neue König
Der neue König


Der neue König

Es sind viele Jahre ins Land gegangen. Wir haben uns mittlerweile ganz schön vermehrt. Und dem bisherigen Königshaus waren wir auch ein Segen. Schließlich haben wir uns um den Viehbestand gekümmert. Die Mizraimiter sind kein Hirtenvolk. Macht ja nichts. Dafür hat jeder ja seine Aufgaben und Gaben. Es muß sich ja nicht jeder um alles kümmern. Ja, es geht uns gut. 

Nanu, was ist denn das? Ich höre da Pferdehufe, Hufgeklapper und Wagen. Na, dann kommt mal mit, und laßt uns nachschauen, was auf dem Dorfplatz los ist

/Ächzend und stöhnend erhebt er sich aus seinem Stuhl/

Ich bin ganz schön alt geworden. Meine Knochen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Aber den Weg zum Dorfplatz schaffe ich schon noch. Folgt mir.

/Wir folgen ihm/Am Dorfplatz angekommen, sehen wir einen Mann auf einem Kriegswagen/

Was ist denn hier los? Was verkündet dieser Mann denn da? Was will der denn von uns? Außerdem sieht er nicht wie die Mizraimiter aus, mit denen wir friedlich zusammenleben und arbeiten. Der kommt wohl aus einem ganz anderen Land. Laßt uns mal hören, was er uns zu sagen hat.

Ich, König, …. Verkünde hiermit, daß alle Israeliten, Frondienst zu leisten haben. Sie bauen für mich Vorratsstädte. Dazu stellen sie selbst auch die Ziegel her aus Stroh und Ton.“

Was höre ich da? Was sollen wir tun? Wir sind doch Hirten, zumindest die meisten von uns. Achtung, es geht weiter.

Alle Israeliten, vom Kind bis zum Greisenalter haben am Bau der beiden Städte Potam und Raemeses mitzuarbeiten. Wer sich verweigert, der wird hart bestraft. Und sein ganzes Volk mit ihm

Da fehlen mir doch glatt die Worte. Ein Widerspruch ist kaum möglich. Und ich, ich muß da auch noch mitarbeiten, obwohl meine Knochen das nicht mehr mitmachen. Was ist das für ein König? Bisher waren diese ja uns bislang wohlgesonnen.

Wir sollten unseren Ältestenrat zu diesem König schicken und mit ihm reden.

/Einige Tage später, der Ältestenrat kehrt vom Pharao zurück/Dieser berichtet folgendes:

Wir konnten noch nicht einmal bis zum König vordringen. Er gab uns nicht einmal eine Audienz. Es gibt einen neuen König. Der mizraimitische Pharao ist im letzten Krieg gefallen, und er hatte noch keinen Thronfolger. Daher hatte dieser neue König ein leichtes Spiel. So haben wir es von den Bediensteten im Hause des Pharaos erfahren. Wir können leider nichts mehr dagegen tun. Es tut uns leid. Wir müssen uns beugen. Wohin sollen wir denn sonst?  Mizraim ist unsere Heimat

Und es kommt noch schlimmer. Nicht nur, daß wir Frondienst leisten müssen. Jetzt sollen auch die männlichen Neugeborenen sterben. So erfahren wir es von den beiden Hebammen Schifra und Pua. Zum Glück sind die schlauer. Sie kommen erst, wenn der Säugling schon längst da ist. Unser Vater im Himmel läßt unsere Frauen ohne die Hilfe von Hebammen gebären. Zum Glück.

Oh, wie lange soll das denn noch gehen? Der Frondienst wird immer härter. Was haben wir getan? Welches Verbrechen haben wir denn begangen? Das ganze Volk stöhnt, und auch die Kinder und die Alten müssen mit ran.

Und nun, wir müssen unsere männlichen Säuglinge verstecken. Das ist nicht leicht. Da kann ich Jochebed voll und ganz verstehen. Sie konnte ihn geradeso drei Monate verstecken. Aber zum Glück hatte sie einen rettenden Plan. Steckt ihn einfach ihn ein Binsenkörbchen, natürlich wasserdicht gemacht. 

Die Tochter des Pharao hat ihn gefunden. Und auch Mirjam, die Tochter von Jochebed hat sich schlau verhalten. Sie sorgt dafür, daß die eigenen Mutter den Knaben stillt. Wer weiß, was der Plan unseres Vaters im Himmel ist. Soll er später die Herrschaft übernehmen, den bisherigen König vom Thron stoßen? So daß wir wieder frei werden? Schön wäre es. Ob ich das noch erleben darf?

/einige Jahre später, Mose ist zu einem jungen Mann herangewachsen, und im Hause des Pharaos erzogen worden. Aber er hat auch viel von seinem eigenen Volk mitbekommen. Da geschieht das Unglaubliche/

Was ist denn da geschehen? Er zerstört alle Hoffnungen für das Volk. Jetzt erschlägt er einen der mizraimitischen Aufseher. Eigentlich gehört er genauso erschlagen. Zum Glück ist er geflohen. Jetzt brauchen wir wohl einen neuen Retter.  Und wir hätten uns zusammenschließen sollen, das ganze Volk, wir sind ja viel mehr als die Ägypter. Wir hätten uns von diesem Joch befreien können. Aber wir sind durch diese harte Arbeit körperlich zu sehr geschwächt.

Was sollen wir nun tun? Uns ins Schicksal fügen? Schreien? Schreien zu Gott? Wo ist er denn? Warum tut er uns das an? Wenn wir nicht gehorchen, wird das ganze Volk immer wieder ausgepeitscht. Und trotzdem vermehren wir uns. Wie hängt das denn zusammen? Das ist irgendwie widersprüchlich.

/es vergehen wieder viele Jahre, der König, unter dem die Knechtschaft begonnen hat, stirbt. Sein Sohn hat den Thron bestiegen, der Frondienst geht weiter/

Wo bleibt der Retter? Wo bleibt der, der dem ganzen ein Ende bereitet?

/Die Antwort naht. Mose ist wieder zurückgekehrt/

Was will der denn hier? Hat er nicht schon genug angerichtet? Wegen seines Mordes an dem Aufseher damals mußten wir noch mehr leiden als bisher schon. Und der neue König macht mit der Unterdrückung unseres Volkes gerade so weiter.

Und gebracht hat es auch nichts, seine Bitte an den Pharao, uns ziehen zu lassen. Im Gegenteil. Das Stroh müssen wir jetzt selber sammeln. Die Aufseher aus unseren eigenen Reihen werden geschlagen. Wo führt das noch alles hin. Nimmt das denn wirklich kein Ende?

Mosche stürzt unser Volk noch mehr ins Unglück. Was kommt denn noch alles?


Ja, es kommt noch mehr, viel mehr. Der Vater im Himmel beginnt, den Pharao samt dessen Volk und sein Land zu bestrafen. 

Es besteht die berechtigte Frage, warum wir einer Knechtschaft ausgesetzt werden. Wenn wir drinstecken, ist das nicht erfreulich. Erst im Rückblick erkennen wir die Gründe dafür.

So manches Herz muß der Knechtschaft unterzogen werden, um zu lernen, was es heißt zu dienen. 

Schauen wir doch einmal an, in welchen Bereichen der Frondienst erfolgt ist:

2 Mose 14     in Ton und Ziegeln und auf dem Feld

Lexikon zur Bibel S. 1183

Ton oder Lehm verwendete man in Israel im Töpferhandwerk und beim Hausbau. Er wurde vom Töpfer und Ziegelmacher mit den Füßen bearbeitet und auf der Töpferscheibe in  die rechte Form gebracht bzw. mit Stroh vermischt zu Ziegeln verarbeitet.

Wenn wir der Ton sind, dann trampeln wir ja gewissermaßen auf uns selbst herum. Wir gehen rücksichtslos mit uns selbst um bzw. mit meinem Nächsten. Das ist die eine Seite. Dieses Verhalten ist nicht schön. 

Die andere Seite ist die, daß wir bearbeitet werden zu Ziegelsteinen, denn wir werden als lebendige Steine bezeichnet, die Teil seines Hauses sind. Wir gehören zum Vater im Himmel.

1 Petrus 2,4 

Zu ihm kommt als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber  bei Gott auserwählt und kostbar.
5 Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern   geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.

Unter diesem Gesichtspunkt können und dürfen wir dankbar zurückschauen auf die Zeit der Knechtschaft, auch wenn wir sehr darunter gelitten haben. Ja, gelitten. Viel Leid mußten wir durchstehen. Doch was ist Leid überhaupt?

leiden

mhd. liden, ahd. lidan beruhen auf germ. *leiþa „weggehen; fahren, reisen“; die althochdeutsche Form könnte eine Rückbildung aus ahd. irladan „durchmachen, durchstehen“ (heute noch erhalten in erleiden) sein, womit sich auch die heutige Bedeutung von leiden erklärt; das Substantiv Leid ist nicht unmittelbar verwandt, hat sich aber in seiner Bedeutung dem Verb angepasst; die Zusammensetzung Leidenschaft ist angelehnt an frz. passion, das sowohl „Leiden“ als auch „Leidenschaft“ bedeutet, aus lat. passio, aus griech. páthos in ders. Bed. (www.wissen.de

Durch das „leiden“ machen wir ja auch gewissermaßen unsere Erfahrungen. Wir „erfahren“ > er – fahren < für unser Leben wichtige und entscheidende Dinge, die wir später, wenn wir das Leid durchgestanden haben, nützlich sein werden. Noch genauer betrachtet: unser Leben auf der Erde ist eine Reise. 


Unsere Seele muß Erfahrungen machen.

Dazu gehört gerade auch das Leid, das wir nur allzu gerne als negativ einstufen.


Weiter geht’s in der Exodus-Reihe mit dem Artikel:

   Exodus 3 - Wunder und Plagen (Teil 1)


Copyright:  Silke Maisack